Um 700 v. Chr. wurde in Italien, 30 km von der sumpfigen Mündung des Tibers in das Meer entfernt, eine kleine Siedlung gegründet, die sich ROMA nannte. Die Einwohner verständigten sich in der Sprache des sie umgebenden Volkes der Latiner, der LINGUA LATINA. Diese kleine Siedlung entwickelte sich in den folgenden Jahrhunderten zu einer mächtigen Stadt; ganz Italien wurde bis etwa 280 v. Chr. erobert. Um 100 n. Chr. war der römische Staat zu einem auch nach heutigen Begriffen riesigen Reich herangewachsen, das den gesamten Mittelmeerraum einschließlich Frankreichs und und Britanniens sowie einen großen Teil Deutschlands umfasste. Dieses Reich nannte sich selbst IMPERIUM ROMANUM. Viele von den Römern unterworfene Völker verloren ihre Sprache und nahmen das Lateinische an, die Germanen - unsere Vorfahren - vermochten zwar ihre eigene Sprache zu behaupten, das Lateinische beeinflusste aber dennoch in vielfältiger Weise die germanischen Stammessprachen und das um 750 n. Chr. entstehende Deutsch.
Das römische Reich zerfiel zum großen Teil im fünften Jahrhundert n. Chr. durch die Völkerwanderung, das oströmische Reich (Byzanz/Konstantinopel) jedoch konnte sich bis zum Jahr 1453 gegen die Türken halten.
Die Sprache allerdings überdauerte das Reich, Latein blieb bis ins 19. Jahrhundert verbindende Bildungs- und Wissenschaftssprache ganz Europas, und auch heute noch wird auf der ganzen Welt Latein gelernt.
Die aus dem Lateinischen herrührenden Sprachen nennt man romanische Sprachen.
Römische - lateinische Literatur
- Römische Literatur meint die Literatur des römischen Staates, der seit der Zeitenwende ein Weltreich war: von ca. 500 v. Chr. bis ca. 600 n. Chr (Zerfall Westroms, Vorherrschaft des Griechischen im byzantinischen Ostrom).
- Entscheidend für die römische Lit. wurde das Vorbild der griechischen Kultur, die etwa seit der Mitte des zweiten Jahrhunderts v. Chr. nach Rom eindrang (Scipio und sein Kreis); von dieser Zeit an nahm die römische Lit. in sehr starkem Maße griechisches Denken auf; jeder gebildete Römer lernte und praktizierte Griechisch.
- Der Literaturbegriff der Antike umfasst nicht nur erfindende, "fiktive" Literatur, sondern meint im Grunde jeden wissenschaftlichen Text, vor allem Geschichte, Philosophie, Rhetorik (Theorie der Redekunst).
- Die römische Dichtung erreichte einen Höhepunkt ihrer Entwicklung in der Regierungszeit des ersten Kaisers Augustus (31 v. Chr. - 14 n. Ohr.): "augusteische Klassik". Weltberühmt und für die folgenden zwei Jahrtausende immer wieder nachgeahmte Vorbilder sind die Dichter Horaz, Vergil, Ovid, ferner der (Geschichtsschreiber Livius; wenige Jahrzehnte vorher haben Cicero und Caesar ihr klassisch gewordenes, d.h., als Vorbild empfundenes Prosawerk geschaffen: Caesar vor allem De bello Gallico, Cicero Reden und philosophische Schriften.
- Zur römischen Literatur haben am wenigsten die Stadtrömer beigetragen, sondern die Einwohner des Weltreichs: Spanier, Gallier, Briten, Syrer, Ägypter, Araber, Bürger aus Nord- und Süditalien.Als Inhaber des römischen Bürgerrechts, kundig der römischen Sprache, hatten sie teil an einer übernationalen Kultur.
- Nach 600 (siehe unter 1) lebte das Lateinische als Literatur-und Bildungssprache in ganz Europa fort; die römische Literatur wandelte sich zur lateinischen Literatur. Das Lateinische wurde nun auch in Ländern benutzt, die nicht zum römischen Reich gehört hatten: in den östlichen Teilen des Deutschen Reiches, in Irland, Polen, später in den amerikanischen Kolonien Spaniens und Portugals. Bis ins 18. Jahrhundert wurden wissenscbaftliche Werke zum großen Teil in Latein verfasst, bis ca. 1700 war Latein die ausschließliche Sprache der Wissenschaft und der politischen Verträge.
- Das Latein des Mittelalters (vgl. Umberto Eco, Der Name der Rose) nennt man Mittellatein.