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„Ich komme selbst aus so einer Familie.“ – Schwester Modestine berichtet von ihrem Leben in Madagaskar

Misereor-Vortrag
Eine weite Reise legte Schwester Modestine Rasofloarivola zurück. Im Rahmen der diesjährigen Misereor-Fastenaktion („Frau. Macht. Veränderung.“) steht ihr Heimatland im Mittelpunkt: Madagaskar.
Datum:
Veröffentlicht: 6.3.23
Von:
Christina Couderc

Nach einer kurzen Einführung durch P. Roberto Turyamureeba MCCJ in das Thema begann Schwester Modestine mit ihrem Vortrag. Sehr eindrucksvoll machte sie den Schülerinnen der Q11 anhand ausgewählter Themen bewusst, wie Frauen in Madagaskar wahrgenommen werden und wie sich deren Alltag gestaltet. Überraschend war vor allem, dass Kinder und junge Erwachsene einen erschwerten Zugang zu Bildung haben: 25% der Bevölkerung sind Analphabeten, nur 76% der Kinder besuchen eine Grundschule, 13% der Schülerinnen und Schüler besuchen ein Gymnasium und nur 4% der jungen Erwachsenen besuchen im Anschluss eine Universität.
 
Hier setzt Schwester Modestines Projekt "Vahatra", das vor allem das Ziel verfolgt, die Rechte von Frauen auf dem Land und die Situation bäuerlicher Familien zu verbessern, an: Sie unterrichtet Mädchen und junge Frauen, um ihnen einen Zugang zu Informationen, die sie für ihr tägliches Leben benötigen, zu ermöglichen. Fehlendes Wissen aufgrund mangelhafter Schulbildung und gesellschaftlicher Tabus führen unter anderem dazu, dass Mädchen und junge Frauen kaum wissen, wie sie verhüten oder sich vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützen können. In der Regel hat eine Frau 4,6, bisweilen aber auch acht bis zehn Kinder.
Um die eigene Familie ernähren zu können, benötigen die bäuerlichen Familien Informationen, die ihnen Schwester Modestine vermittelt. Neben simpel anmutenden Hinweisen, die u.a. das Einlagern von Reis betreffen, erhalten sie auch „juristische“ Hinweise. In Madagaskar war es üblich, dass nur Männer erben konnten. Dieses Gesetz wurde zugunsten der Frauen geändert, doch in den Köpfen der Menschen ist diese Veränderung nicht unbedingt angekommen. Für viele Frauen ist es neu, dass auch sie als Erben in Frage kommen und so ihr eigenes Land besitzen könnten.
Die Kämpferin für die Rechte von Frauen, Schwester Modestine, kann ein durchaus positives Fazit ihrer bisherigen Arbeit ziehen: Durch ihre Hilfe gelang es vielen Frauen, landwirtschaftlich erfolgreich zu werden. Dieser berufliche Erfolg ermöglichte es ihnen zudem, sich den Respekt der Männer zu erarbeiten, die sie fortan auch teilweise unterstützen. Für viele bäuerliche Familien hat sich das Leben vollkommen verändert. Sie leiden keinen Hunger mehr, schicken ihre Kinder in die Schule und bauen sogar „ihre eigenen Häuser“. Einen Eindruck davon erhielten die Schülerinnen in Form eines kurzen Films, der eine junge Frau zeigte, die ihr Leben durch Schwester Modestines Hilfe ändern konnte.
 
In einer sich an den Vortrag anschließenden Fragerunde konnten letzte Fragen geklärt werden.
Insgesamt kann gesagt werden, dass es die Schülerinnen sehr überraschte, wie sich der Alltag der Frauen in Madagaskar gestaltet und sie erkundigten sich danach, wie sie das Projekt von Schwester Modestine unterstützen können. Hierbei wurde die Möglichkeit aufgezeigt, eine gewisse Zeit im Rahmen eines sogenannten FSJ in Madagaskar zu verbringen.
 
Abschließend ermutigte sie die Schülerinnen mit folgenden Worten: „Ein Leben kann viel verändern.“

Weitere Impressionen des Vortrags: